Korsika - Mit dem Rad durch das Gebirge im Meer
Spektakuläre Küste und einsame Bergsträßchen

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3. Etappe (Mittwoch, 03.09.2003): Calvi - Porto
(Distanz: 85 km; Fahrzeit: 6 Stunden)

3. Etappe: Calvi - Porto

Da die stark befahrene Route Nationale hier in Calvi endet, freue ich mich heute auf eine ruhigere Etappe. Die Strecke zwischen Calvi und Porto entlang der wilden Westküste gehört für mich mit zum Besten, das die Insel zu bieten hat. Hoch über dem Meer schlängelt sich das schmale Sträßchen in stetigem auf und ab an der Küste entlang, ab und an begegne ich einem Auto oder einem Motorrad. Der Hauptbergkamm der Insel versinkt hier im Meer. Die spektakuläre Szenerie ist mittlerweile als Naturpark besonders geschützt. Sandbuchten oder Bademöglichkeiten findet man hier ebenso wenig wie Trinkwasser oder Einkaufsmöglichkeiten, es ist sehr einsam hier.

Die Abfahrt ins Fango-Tal bei Galéria ist beschwerlich, der Asphalt ist äußerst buckelig, daher geht's nur langsam abwärts. Nach einigen Kilometern entlang des Fango verlässt die Strasse das Tal wieder und zieht sich in langen Kurven hinauf zum Col de Palmarella in 408 m Höhe. Die Macchia ist in weiten Teil völlig vertrocknet und braun, alle Brunnen sind furztrocken. Ich bin froh über meine drei Liter Wasser, die ich mir nun sogar noch einteilen muss, da ich nicht weiß, wann es wieder etwas zu trinken geben wird.

Auf der Passhöhe fällt mir die Kinnlade runter, der Ausblick auf den Golf von Girolata ist überwältigend. Eingerahmt wird der Golf von dem wilden zerklüfteten Naturschutzgebiet der Halbinsel La Scandola und der Halbinsel des Capo d'Osani. Unten am Wasser liegt das namensgebende Dorf Girolata. Kurioserweise hat es noch niemand geschafft, dorthin eine Strasse zu bauen. Das Dorf kann nur zu Fuß oder mit dem Schiff erreicht werden, so etwas ist in Europa selten geworden!

Die Strasse wird nun ziemlich spannend, sehr schmal und ausgesetzt verläuft sie hoch über dem Tal entlang der steilen Flanke. In weiten Bögen und zahlreichen Kurven zieht sich die Straße durch die Seitentäler. Dort wo die Strasse an ihrer tiefsten Stelle das Haupttal quert, finde ich im Schatten von alten Eukalyptusbäumen einen Brunnen, der munter sprudelt. Welch eine Wonne! Hier trinke ich köstliches Wasser, bis es mir an den Ohren wieder hinausläuft und fülle meine Flaschen auf. Abenteuerliche Strassenführung bei Porto

Die Strecke führt auf gleicher Höhe weiter und erreicht den Col de la Croix. Hier öffnet sich der Blick auf den Golf von Porto, der von Porto's Hausberg, dem Capo d'Orto gekrönt wird. Kurz vor Porto wird es noch mal richtig eng auf der Strasse. Hier stürzen die Felsen fast senkrecht ins Meer. Das Sträßchen ist in einer abenteuerlichen Weise in die senkrechte Felswand gebaut, eine Meisterleistung! Autofahrer geraten hier echt ins Schwitzen. Mit dem Rad halte ich an jeder Ecke an und genieße den tollen Ausblick. Gegenüber auf der anderen Seite des Golfes liegt das Felsenmeer der Calanche mit ihren bizarren rosafarbenen natürlichen Skulpturen, der Capo d'Orto ragt fast 1300 m direkt über Porto hoch in den Himmel, am Capo Rosso versinkt Korsika im Gegenlicht im Meer. Die landschaftliche Szenerie um Porto ist zweifellos bemerkenswert.


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