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Sonntag, 03.09. Chamborigaud - Florac:

Nach einer ruhigen Nacht mit reichlich Schlaf fühle ich mich am Morgen ausgeruht und freue mich auf den ersten kleinen Pass. Außerdem bin ich am Abend mit Freunden in Florac verabredet, die ich auch schon eine Weile nicht mehr gesehen habe. Das Wetter ist prächtig, kein Wölkchen trübt den Himmel, die Temperaturen sind zum Radfahren perfekt.

Von Chamborigaud geht es zunächst ein paar Kilometer auf stärker befahrener Straße aufwärts bis Tavernoles. Dort verlasse ich die D 906 und biege ab auf ein schönes Bergsträßchen, welches sich an der Flanke der Montagne du Bougès kurvenreich durch Esskastanienwald immer weiter hinauf schlängelt.

Der erste Pass ist immer der härteste. So habe ich, trotz moderater Steigung, doch etwas zu knabbern auf den letzten Metern zum Col de la Croix de Berthel (1088 m). Die Rampe ist zum Schluss noch mit einem steileren Abschnitt garniert. Oben öffnet sich der Blick auf die umliegenden Berge, Wald dominiert die Nutzung, Siedlungen sind nur wenige erkennbar.

Oben am Pass meldet sich mein Magen und verlangt Brennstoff. So genieße ich in der wohltuenden Mittagswärme eine ausgedehnte Siesta. Welch wohltuender Unterschied zum letzten Mal vor nicht einmal einem Jahr, als ich im kalten Nebel mit eisigen Füssen schlotternd hier oben stand.

Heute habe ich es nicht mehr weit. Bis Florac sind es nur noch 30 herrliche Kilometer bergab durch das Tal des oberen Tarn. Ich rolle gemächlich abwärts und mache in Le Pont-de-Montvert noch eine kleine Pause. Ein paar Cafés und Sitzbänke laden am Ufer des Tarn zum Verweilen ein.

Nach einem kurzen Gegenanstieg rolle ich weiter abwärts. Auf halber Strecke rastet am Straßenrand ein Motorradfahrer, der mir verdächtig bekannt vorkommt. In der Tat, es ist Philippe, den ich eigentlich erst am Abend in Florac treffen wollte. Noch während wir uns über das spontane Wiedersehen freuen, gibt's gleich die nächste Überraschung. Wenige Minuten später kommt ein Radler schwitzend den Berg hinauf gesaust, und das ist Rudi, den wir eigentlich auch erst am Abend treffen wollten. Die Welt ist klein, und wir haben mächtig Spaß! Rudi dreht noch eine kleine Feierabendrunde zum Pass hinauf, nach dem er den Tag im Auto verbracht hatte. Wir tauschen kurz die Neuigkeiten aus und verabreden uns dann für den Abend, bevor jeder wieder seines Weges zieht.

Unten, am Zeltplatz in Florac, treffe ich schließlich auch Annette, die Vierte im Bunde, die es heute vorgezogen hatte, einen geruhsamen Nachmittag im Tal zu verbringen. Nach kurzer Begrüßung folgen erst einmal die unvermeidlichen Abendrituale wie Zelt aufbauen, Gepäck einräumen und duschen.

Heute ist Sonntag, die Läden sind geschlossen und das Futter ist alle. So entschließen wir uns, die örtliche Gastronomie um ein paar Kalorien zu erleichtern. Draußen vor einer Dorfkneipe genießen wir bei einigen kalten Bieren und viel Erzählen einen der wunderbaren südfranzösischen Spätsommerabende unter den Sternen.

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