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Sonntag, 10.09. Mazamet - Mirepoix:

Die Nacht war warm und windig. Meine Wäsche ist am Morgen ausnahmsweise knochentrocken. Auf die Bäckerzunft ist auch am Sonntagmorgen Verlass. Mit einer Tüte frischer Backwaren verlasse ich Mazamet in der Frühe. Auf halber Hanghöhe führt ein schönes aussichtsreiches Sträßchen westwärts. Ich passiere einige verschlafene Dörfer und begegne einer größeren Truppe Rennradler.

Nach etwa 10 Kilometern erreiche ich die D 56, die direkt hinauf führt in die Montagne Noir. Die Steigung ist locker zu radeln. Dichter Wald begleitet meinen Weg aufwärts. Im Schatten der Bäume bleibt es angenehm kühl. Bedingt durch den dichten Wald gibt es leider keinen einzigen Aussichtspunkt, der mir den Blick in die Ebene ermöglichen würde. Es gibt zwar erfreulich wenig Verkehr, aber mangels motivierender Ausblicke zieht sich der Weg zäh in die Höhe. Kurz vor dem Pass bläst mir zudem ein starker Wind entgegen, der noch mal eine gewisse Konzentration erfordert.

Hinter dem Scheitelpunkt verläuft die Straße einige Kilometer auf der Höhe der Montagne Noir und passiert dabei ein paar kleine Dörfer. Die Abfahrt auf der Südflanke des Höhenzuges verläuft wie bereits die Auffahrt durch schönen dichten Laubwald. Mit der Aussicht muss ich daher noch ein paar Kilometer warten. Stattdessen genieße ich eine ungebremste kurvenreiche Abfahrt bei mäßigem Gefälle. Erst kurz vor St. Denis öffnet sich der Wald und gibt den Blick frei auf das im Hitzedunst vor den Pyrenäen liegende Midi.

Mitten in Saissac finde ich endlich einen tollen Aussichtspunkt, wo ich mir oberhalb der Katharerfestung eine ausgedehnte Mittagspause genehmige. Wegen dem Dunst lassen sich die Pyrenäen und die Silhouette der im Tal liegenden Stadt Carcassonne nur schemenhaft erahnen.

Nachdem ich meinen Kalorienbedarf gedeckt habe, freue ich mich auf einige weitere hundert Höhenmeter abwärts. Mit abnehmender Höhe bläst mir der Fahrtwind immer heißer ins Gesicht.

In der weiten Senke des Midi mildert ein starker Ostwind die Hitze ein wenig. Die landschaftliche Szenerie ist hier, von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen, wenig anregend. Es dominiert eine intensive Landwirtschaft. Das Midi ist von zahlreichen Verkehrsadern durchzogen, das Verkehrsaufkommen demzufolge deutlich höher als in den Montagne Noir.

Eine reizvolle Ausnahme bildet der beschauliche Canal du Midi, wo eine prächtige Platanenallee Schutz vor der Hitze bietet.

Die Strecke hinter Bram ist zum Radeln ziemlich öde. Die Straße ist breit ausgebaut und schnurgerade, die Autos rasen. Ich bleibe trotzdem auf dieser eher unangenehmen Piste, da ich auf diese Weise am schnellsten das Midi durchqueren kann.

Vor Fanjeaux wird es überraschend ernst: der Ort liegt oben auf einem Bergsporn, die alte Nebenstraße führt auf direktem Wege schnurgerade dort hinauf. Das heißt, die etwa drei Kilometer lange Rampe führt wie eine immer steiler werdende Parabel direkt ins Ortszentrum hinauf. Mal abgesehen von dem etwa 18 % steilen Schlussabschnitt ist der Anstieg bei 33°C eher ein mentales Problem. Ich versuche mich auf das Vorderrad zu konzentrieren und möglichst nicht den Zielpunkt zu fixieren, der überhaupt nicht näher zu kommen scheint.

Irgendwann erreiche ich schwitzend den Ort. Nach einer kurzen Verschnaufpause fahre ich gleich auf der autobahnähnlichen Piste weiter Richtung Mirepoix. Der starke Ostwind treibt mich jetzt in flottem Tempo meinem Tagesziel entgegen. Hinter einer Anhöhe tauchen zum ersten Mal deutlich wahrnehmbar die Pyrenäen am Horizont auf. Das motiviert!

Ich erreiche Mirepoix und schlage auf dem Campingplatz mein Nachtlager auf. Außer mir nächtigt hier noch ein anderes Camperehepaar, sonst ist nichts los. Auf dem benachbarten Sportgelände findet eine Wohltätigkeitsveranstaltung statt. Mit spanischem Flamencopop im Ohr döse ich spät am Abend zufrieden ein.

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