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Samstag, 23.07. Baréges - Col du Tourmalet - Col d' Aspin - Avajan:

Samstag, 23.07. Baréges - Col du Tourmalet - Col d' Aspin - Avajan:

Es dauert heute etwas länger bis ich auf die Piste komme, meine am Vortag gewaschene Kleidung ist nicht richtig trocken geworden und braucht noch etwas Sonne. Heute steht der höchste Punkt meiner diesjährigen Radtour, der Col du Tourmalet, auf dem Programm, und das erfordert schon einen gewissen Respekt.

Mental gut vorbereitet kurbele ich mich langsam aber stetig aufwärts. Kurz hinter Baréges erwartet mich gleich ein erstes steiles Teilstück. Mit zunehmender Höhe wird der Wald lichter und Wiesen dominieren das Hochtal.

Unterwegs werde ich von zahlreichen Hobbyrennradlern überholt. Im Gefolge der Tour de France hat es natürlich viele Radbegeisterte in die Region gelockt, die sich jetzt an den Klassikern austoben. Der 2115 m hohe Col du Tourmalet gehört zweifellos dazu. Die Steigung liegt zwischen 6 und 9 % und ist daher durchaus machbar. Erst auf den letzten beiden Kilometern bis zum Pass wird's ernst. Aus 9 werden zunächst 10 % bis die letzten 200 Meter noch mal kräftig anziehen.

Ich bin noch zu sehr mit meinem persönlichen Kampf mit dem Berg beschäftigt, dass ich erst gar nicht merke, die unscheinbare Passhöhe erreicht zu haben. Das Wetter ist prächtig, selbst in dieser Höhe ist es jetzt schön warm. Mit mir freuen sich zahlreiche andere Radler, diesen anspruchsvollen Pass hinauf geradelt zu sein. Der Riese vom Tourmalet, eine überlebensgroße Radlerskulptur, wird zum beliebten Hintergrund für das obligatorische Erinnerungsfoto vom Pass.

Am Col du Tourmalet

Ich bleibe eine ganze Weile hier oben und erfreue mich an der Hochgebirgsszenerie. Die anschließende Abfahrt macht Laune. Die Strasse ist gut asphaltiert, die Kurvenradien weit, so dass ich das Rad gut laufen lassen kann. Der einzige Wermutstropfen unterwegs ist das Retortendorf La Mongie, eine französische "Skiurlaubsfabrik" der übleren Kategorie. Auf meinem Weg abwärts bin ich da zum Glück schnell durch und erreiche am frühen Nachmittag das kleine Dorf Ste-Marie-de-Campan im Adour-Tal.

Es ist noch früh am Tag und der nächste nicht ganz so hohe Pass lockt. Nach einer kurzen Pause radle ich talaufwärts in Richtung Col d' Aspin weiter. Die Westrampe zum Pass hat einen völlig anderen Charakter als der Col du Tourmalet. Die Strasse schlängelt sich bei moderater Steigung zwischen 7 und 9% durch dichten Wald aufwärts. Ich komme zügig voran und erreiche am späten Nachmittag die Passhöhe in einer Höhe von 1489 m.

Als ich verschwitzt vom Rad steige, empfängt mich Applaus und Gejohle. Es dauert eine ganze Weile bis ich begreife, dass der Applaus mir gilt! Eine Truppe junger Franzosen lässt es sich gut gehen und erfreut sich auf der Passhöhe an einem üppigen Picknick. Sie erzählen mir, dass sie mich beim Anstieg mit dem Auto überholt hatten und sich nicht vorstellen konnten, wie man mit so einem voll beladenen Rad auf den Pass hoch kommen kann. Nun, ich bin angekommen und das wurde anerkennend gewürdigt. Ich habe mich zu der netten Truppe dazu gesellt, ausgiebig mit gepicknickt und wir haben viel erzählt.

Die anschließende lange Abfahrt ins Tal hinab nach Arreau macht richtig Laune. Auf schmaler Strasse geht es in vielen Kurven durch eine gehölzreiche Wiesenlandschaft abwärts. Vom Horizont grüßt majestätisch der Hauptkamm der Pyrenäen.

In Arreau besorge ich mir Proviant und radele das Tal hinauf bis Avajan. Hier finde ich einen weitläufigen Campingplatz am kleinen See, wo ich für die Nacht mein Zelt aufschlage.

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