Extremadura und Portugal

Korkeichen, Hitze und einsame Straßen

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5. Etappe (Mittwoch 11.06.2003):
Brovales - Zafra - Hinojosa del Valle - Hornachos - Retamal de la Llerena - Higuera de la Serena - Embalse de Zalamea
Distanz 120 km, Fahrzeit 8,5 Stunden)

5. Etappe: Brovales - Embalse de Zalamea

Die Nacht war friedlich, am Morgen wecken mich die Fische, die in der flachen Uferzone zwischen dem Röhricht laut herumplatschen. Da es hier keinen Baum und keinen Strauch gibt, packe ich zügig zusammen, noch bevor die Sonne wieder zu beißen beginnt. Die Strecke bis Zafra ist nicht allzu prickelnd, es herrscht ausnahmsweise mal reger Verkehr. Als ich zum Frühstück Zafra erreiche, ist es bereits wieder ordentlich heiß. Zafra ist ein hübsches Städtchen.

Ich radel weiter in leicht welligem Terrain durch ausgedehnte landwirtschaftliche Nutzflächen. Vom Stausee Etang de los Molinos de Matachel führt die Strasse hinauf nach Hornachos, welches auf halber Höhe am Südwesthang der Sierra Grande liegt. Die Steigung ist zwar nicht allzu dramatisch, aber die mittäglichen Temperaturen erreichen wieder annähernd Hochofenniveau. Daher ist in Hornachos meine Siesta notwendig. Ich suche lange, bis ich einen Brunnen zum erfrischen finde. Unter den lichten Palmen an der Kirche gibt es kargen Schatten.

Burg in Burguillos del Cerro

Um halb sechs ist die ärgste Hitze vorbei, und ich radel auf rauer einsamer Piste weiter. Die gehölzreiche Landschaft, das bewegte Terrain und die herrliche Einsamkeit beflügeln mich, und ich komme gut voran. In flotter Talfahrt erreiche ich Retamal. Nach langer Suche finde ich im Dorf einen versteckt liegenden Laden. Der Besitzer sieht mich an, als wäre ich soeben vom Mars hier gelandet. Seine Frage, was ich wünsche, beantworte ich mich einem knappen aber wohl sehr überzeugenden "Aqua"! Eine Packung Apfelsaft nehme ich gleich noch mit dazu. Ich muss wohl sehr ausgetrocknet ausgesehen haben, denn der Ladenbesitzer hat mir die Getränke mit dem Kommentar "gratis!" in die Hand gedrückt und verschmitzt gegrinst. Ein netter Kerl! Ich bedanke mich, und der Großteil der Flüssigkeit verschwindet sogleich in meinem ausgetrockneten Schlund.

Da es heute wieder so aussieht, dass weit und breit kein Campingplatz vorhanden ist, stelle ich mich auf wild zelten ein und bunkere genügend Wasser in Higuera. Von dort ist es nicht mehr weit bis zu dem schön gelegenen kleinen Stausee Embalse de Zalamea. Im Schatten der Bäume raste ich und springe in die lauwarmen Fluten des Sees. Eine Erfrischung ist das zwar nicht, aber so bekomme ich zumindest den Schweiß von der Haut. Die Nacht bricht herein, und es ist heiß und stickig. In der Nacht wache ich auf, als es in der Ferne blitzt, donnert und ein heftiger Wind aufzieht. Das Gewitter zieht zum Glück vorbei und lässt mich unbehelligt.


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