Korsika - Mit dem Rad durch das Gebirge im Meer
Spektakuläre Küste und einsame Bergsträßchen

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1. Etappe (Montag, 01.09.2003): Bastia - Cap Corse - St. Florent (Stella)
(Distanz: 102 km; Fahrzeit: 6,5 Stunden)

1. Etappe: Bastia - St. Florent

Nach der langen Sitzerei juckt es mich in den Beinen, ich will endlich losradeln. Ich verabschiede mich von den mitgereisten Wandervögeln und der Radeltruppe und stelle angenehm überrascht fest, dass es an Land erfreulich warm ist. Leicht bekleidet beginne ich meine Tour durch das Gebirge im Meer.

Zum einfahren wähle ich die landschaftlich wunderschöne Strecke um das Cap Corse. Zumindest auf der Ostseite dieser Halbinsel sind keine nennenswerten Steigungen zu meistern. Ich will es locker angehen lassen, Höhenmeter warten später noch reichlich! Als ich Bastia verlasse, liegt beißender Brandgeruch in der Luft. Die Maccia auf der Ostseite des Monte Stello ist großflächig abgebrannt, es kokelt und raucht noch an einigen Stellen. Die Feuerwehr ist gerade dabei, einen offensichtlich größeren Einsatz zu beenden. Später lese ich in der Zeitung, dass dort 6000 Hektar Buschland und auch einige Häuser abgefackelt sind. Der extrem heiße und trockene Sommer hat also auch hier seine Spuren hinterlassen.

In stetigem moderatem Auf und Ab folgt die Strasse der Küste nordwärts und passiert dabei kleine Dörfer mit schnuckeligen Häfen. Das Meer ist hier ruhig und klar, mehrere Strände laden zum Baden ein. Ich komme flott voran, radeln ist echter Genuss. In Macinaggio endet die Küstenstrasse, ab hier wird es erstmals ernst. Der Col de Serra ist zwar nur 365 m hoch, aber die Fahrt hinauf bietet schon einen guten Vorgeschmack auf die "richtigen" Pässe. Die Strasse windet sich in zahlreichen Kurven immer höher, der Blick öffnet sich auf das Cap Corse mit seinen kleinen vorgelagerten Inselchen. Im Hintergrund dominiert die Insel Capraia den Horizont.

Der Pass liegt in einem Sattel, hinter dem sich die raue Westküste der Halbinsel öffnet. Als ich die Passhöhe erreiche, werde ich von dem heftigen Westwind erfasst, der sich hier mit Gewalt durch die "enge Düse" quetscht. Hier ist Konzentration gefordert! Angesichts der exponierten Topographie der Strasse verspüre ich wenig Lust auf einen Freiflug ins Meer. Wenige Meter oberhalb des Passes steht eine alte Windmühle auf dem Buckel. Die Aussicht von hier ist wunderbar. Rundum schweift der Blick vom Cap Corse über die steile Westküste bis hin zu Korsikas höchsten Bergen, die schemenhaft im Hintergrund erkennbar sind. Der weitere Verlauf der Strasse lässt ahnen, dass es ab hier nun etwas langsamer vonstatten gehen wird. Auf der Halbinsel des Cap Corse

Obwohl es schon später Nachmittag ist, verspüre ich Lust, noch weiter zu radeln. Die Strasse entlang der Westküste vom Cap Corse stellt für mich einen ersten Höhepunkt der Tour dar. Schmal, steil, ausgesetzt, traumhafte Ausblicke und kaum Verkehr zeichnen diese Strecke aus. Allerdings stelle ich fest, dass die sonstige Infrastruktur hier recht spartanisch ist. Campingplätze sind Mangelware. Der letzte war ganz im Norden in Centuri-Port, der nächste wird erst wieder kurz vor St. Florent verfügbar sein. Nach einer langen Nacht im Bus und bereits einigen Kilometern mit dem Rad würde ich gerne mal duschen. Die Brunnen am Wegesrand sind fast alle trocken, also heißt es, Kräfte gut einteilen und weiterradeln.

Aufgrund der bewegten Topographie der Westküste komme ich nun nicht mehr ganz so schnell voran. Als ich hinter Nonza die Ruine der alten Asbestmine passiere, wird es duster. Zum Glück ist es wunderbar mild, ich schalte meine Beleuchtung ein und radel noch etwa ein halbe Stunde, bis ich bei Tour den Campingplatz "A Stella" erreiche. Zufrieden und müde baue ich mein Zelt auf, dusche, trinke noch einige sündhaft teure Biere und falle dann in den Schlafsack.


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