Korsika - Mit dem Rad durch das Gebirge im Meer
Spektakuläre Küste und einsame Bergsträßchen

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7. Etappe (Sonntag, 07.09.2003): Propriano - Ste. Lucie - Levie - Zonza - Col de Bavella - Solenzara
(Distanz: 85 km; Fahrzeit: 6,5 Stunden)

7. Etappe: Propriano - Solenzara

Propriano ist der südlichste Punkt meiner Tour. Nach Bonifacio will ich nicht, dazu müsste ich die Berge verlassen und mich mangels Alternativen überwiegend auf Hauptstrassen bewegen. Also geht's wieder hinauf in die Berge zu meinem nächsten Ziel, dem Col de Bavella. Überhaupt nicht eingestellt bin ich auf den nur 80 m hohen "Pass" direkt hinter Propriano. Völlig überraschend geht es gleich nach dem Start kurz und stramm bergauf. Die Warmfahrphase wird daher heute recht intensiv.

Durch das Tal des Rizzanése geht es dann aber gemächlich weiter in Richtung Berge. Ernst wird erst der Anstieg hinauf nach Ste.Lucie. Das Dorf liegt malerisch auf einem Bergsporn. Die Strasse führt immer weiter aussichtsreich hoch über dem Tal den Berg hinauf. Kurz vor Levie geht es einige Meter abwärts, dann folgt die Strasse einem bewaldeten Hochtal hinauf nach Zonza. Heute ist Sonntag, die Cafés in Zonza sind voll mit Ausflüglern. Das Dorf Ste. Lucie

Ich halte mich nicht lange auf, sondern beginne die Auffahrt zum Col de Bavella hinauf auf 1218 m Höhe. Das Wetter trübt sich leider ein, gelegentlich nieselt es etwas aus dem grauen Himmel. Der Anstieg zum Pass ist lang, aber von der Steigung her moderat. Kurz vor dem Pass bricht die Sonne durch einige Wolkenlücken und motiviert mich zum Endspurt. Eine gute Stunde nach meiner Abfahrt aus Zonza erreiche ich Korsikas berühmtesten Pass.

Hier oben herrscht reger Ausflugsverkehr, Autos, Busse, Motorräder, auch einige Radler sind hier oben. Ich mache lange Pause und wärme mich in der gelegentlich durchbrechenden Sonne. Die imposanten Felstürme der Bavella werden gelegentlich von den weichenden Wolken enthüllt. In den Wänden hängen etliche Kletterer.

Als dichter Nebel den Pass einhüllt, packe ich zusammen und mache mich an die Abfahrt. Die hat es in sich. Durch dichten Kiefernwald geht es steil abwärts. Der Asphalt ist schlecht und ich bremse mir die Felgen heiß. Am Fuße dieser Passrampe befinde ich mich wie in einem Amphitheater in einem beeindruckenden Rund aus hohen Felstürmen. Der wabernde Nebel sorgt für eine mystische Stimmung in den Wänden. Bevor es jedoch endgültig abwärts zur Ostküste geht, lauert da noch ein kleiner Pass, der Col de Larone. Die Abfahrt ist teilweise sehr eng und mit Schlaglöchern übersäht. Daher komme ich nur langsam voran.

Das Tal des Flusses Solenzara ist wunderschön, zahlreiche Gumpen sind ideal zum Baden. Ich erreiche in Solenzara die Ostküste, bekomme aber leider nichts mehr zu essen, sonntags haben hier die Läden dicht. Ein paar kühle Biere bekomme ich aber an der Tanke.

Auf dem Campingplatz baue ich direkt am Strand mein Zelt auf. Diesen schönen Ort kann ich leider nicht genießen, da ich mit einbrechender Dämmerung von Heerscharen dürstender Mücken überfallen werde. Das hat apokalyptische Dimensionen. Wenige Hartgesottene sitzen trotzig noch autanvernebelt und zugeknöpft bis zum Hut vor ihren Wohnwagen. Ich resigniere und finde erst biervernebelt im mückensicheren Zelt meine Ruhe. Welch ein unwirtlicher Ort, so etwas kenne ich sonst nur noch von Mecklenburgs Seen.


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