Neuseeland und Australien

Radeln am anderen Ende der Welt, oder was sonst alles in die Hose geht…

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Mittwoch 17.03.: Three Mile Dam - Khancoban

Mittwoch 17.03.: Three Mile Dam - Khancoban

Im Schlafsack habe ich in der Nacht lange wach gelegen und die totale Stille genossen. Leichtes Tropfen auf dem Zelt zeugt von Nebel. In der Tat sitze ich am frühen Morgen in der dicksten Suppe, die ich mir vorstellen kann. Der See liegt eine Kaltluftsenke, und das bedeutet in diese Höhe nun mal Nebel. Die Feuchtigkeit in der Luft kondensiert an den Ästen und tropft herab, alles ist nass.

Klamm und verschlafen krieche ich aus meinem warmen Schlafsack und beginne den frühen Tag mit Tee kochen. Während ich warm angezogen frühstücke, geht die Sonne schemenhaft hinter der dicken Suppe auf. Stück für die Stück frisst die Sonne mit ihrer zunehmenden Kraft den Nebel auf, tolle Lichtstimmungen werden auf den See gezaubert. Wabernde Nebelfetzen ziehen über den See und lösen sich irgendwann vollständig auf.

Die Sonne hat den Kampf gewonnen und beschert mir einen wunderschönen Tag. Hier in einer Höhe von 1500 m dauert es allerdings ein Weilchen, bis es richtig warm wird. Nach meinem Start verläuft die Strecke achterbahnmäßig, es gibt kaum einen ebenen Meter. Entweder geht es steil bergauf oder ebenso steil wieder bergab, das kostet Kraft.

Später als erwartet erreiche ich schließlich Cabramurra, das höchstgelegene Städtchen Australiens. In diesem am Reißbrett entworfenen Ort wohnen die "Strommacher", die die Metropolen des Landes mit Strom aus der gezügelten Wasserkraft der australischen Alpen versorgen. Hier gibt es einen kleinen Generalstore, in dem ich etwas zu beissen bekomme.

Der Morgentau im Spinnennetz

Nachdem ich Cabramurra verlasse, folgt eine unerwartete Höllenabfahrt hinab zum Stausee Tumut Pond. An sich wäre das eine feine Sache, wenn nicht auf der anderen Seite eine ebenso steile Auffahrt folgen würde! Hier oben sind die Folgen des letztjährigen Buschbrandes noch deutlich zu sehen. Der halbe Nationalpark ist dem verheerenden Großbrand zum Opfer gefallen, stumm ragen die verkohlten Baumstümpfe in die Höhe. Nur zögerlich spriesst junges Grün aus der Asche hervor.

Während der Abfahrt bleibt kaum Zeit für die mentale Vorbereitung auf den folgenden steilen Anstieg. Gleich hinter dem Staudamm windet sich die einsame Bergstrasse endlos lang empor. In der Meditation des Wiegetrittes versunken gewinne ich schwitzend an Höhe, die Landschaft um mich herum ist stellenweise geprägt von verkohltem Busch, echt gespenstisch! Aber auch dieser Berg hat irgendwann ein Ende, auf der Höhe geht die Kräfte zehrende Achterbahnfahrt weiter.

Nach einigen Kilometern überquere ich einen kleinen Bach, dann geht's endlich abwärts! Es folgt eine lange rauschende Abfahrt auf traumhafter Piste. Hier ist der Wald vom Feuer verschont geblieben. Es gibt kaum Verkehr, die Strasse ist kurvenreich und glatt asphaltiert, ich kann das Rad ungebremst laufen lassen, da kommt Freude auf! Mit 60 Stundenkilometern rausche ich, von nur einem kurzen Gegenanstieg gebremst, abwärts nach Khancoban. Je tiefer ich komme, umso heißer wird es.

Der Ort liegt schön am See zu Füssen der Alpen. Hier gibt es einen kleinen Laden mit Futter und einen Campingplatz. Ich koche mir ein kohlehydratreiches Mahl, der Tag war anstrengend, und morgen wird's wohl noch eine Spur härter werden. Die Moskitos vertreiben mich heute früh ins Zelt.

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