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Sonntag, 24.07. Avajan - Col de Peyresourde - St. Beat: Heute lasse ich es langsam angehen. Die Sonne kommt erst spät über die hohen Berge gekrochen, und es dauert eine Weile, bis mein frisch gewaschenes Trikot trocken genug ist. Gut ausgeruht geht es dann sogleich an den Anstieg zum Col de Peyresourde auf 1569 m Höhe. Das Wetter ist prächtig, der Schweiß fließt bald in Strömen. Die Aussicht auf die Berge ist fast während des gesamten rund 8 % Anstieges hervorragend, der Verkehr hält sich in Grenzen. Kurz vor der Passhöhe werde ich von Roel eingeholt. Bislang haben die Rennradler in Folge der Tour de France das Geschehen am Berg dominiert. Roel aber ist der erste voll beladende Reiseradler, den ich hier auf meiner Tour treffe. Der gemeinsam erkämpfte Pass eint. Wir machen zusammen Pause, erzählen von unseren bisherigen Tourerlebnissen und berauschen uns anschließend an einer langen kurvenreichen Abfahrt. Die Mittagstemperaturen sind mittlerweile ganz ordentlich. Je tiefer wir kommen, umso eher haben wir das Gefühl, in einen Backofen hinein zu fahren. Wir erreichen Bagnères-de-Luchon, wo uns die Hitze ein mittägliches Koma beschert. Wir hängen recht motivationslos im Schatten der großen Platanen. Unser heutiges Etappenziel heißt St. Beat und liegt im Tal der oberen Garonne. Roel will über den kleinen Pass Port du Portillon und dann mit einem kurzen Abstecher über spanisches Territorium nach St. Beat fahren. Mir ist das heute zu heiß, und der bequeme Weg talabwärts nach St. Beat lockt mich mehr. Daher trennen sich hier unsere Wege bereits wieder. Die Strecke talabwärts ist fahrtechnisch nicht besonders prickelnd. Die Strasse ist breit ausgebaut, und es herrscht reger Verkehr. Außerdem bläst wie an den meisten Nachmittagen ein starker Nordwind das Tal hinauf, so dass ich selbst bergab ordentlich zu strampeln habe. Am frühen Nachmittag erreiche ich St. Beat. Das Städtchen liegt idyllisch an einer Engstelle des Garonnetales und wird von Felsen umrahmt. Kurioserweise sind die beiden Campingplätze des Ortes heute rappelvoll. Ich finde aber mit meinem kleinen Zelt noch eine winzige schattige Ecke für die Nacht. Den Rest des heißen Nachmittages treibe ich mich im Ort herum, fotografiere und relaxe am Ufer der Garonne. Von Roel ist aber nichts zu sehen. Wer weiß, wo der nach seinem Spanienabstecher abgeblieben ist?
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