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Extremadura und Portugal
Korkeichen, Hitze und einsame Straßen zurück zur "Vorbemerkung"
1. Etappe (Freitag 06.06.2003):
Die Nacht ist kurz. Um drei Uhr in der Frühe muss ich los, um rechtzeitig zum Abflug in Düsseldorf zu sein. Um sechs Uhr hebt mein Flieger ab, welch eine unchristliche Zeit! Als ich kurz vor neun Uhr Sevilla erreiche, wird Andalusien gerade erst wach. Ich mache mein Rad startklar und verlasse kurze Zeit später bereits den Airport. Etwas beunruhigt von den Wetterhinweisen, die ich in den letzten Tagen genau studiert hatte, schnuppere ich die andalusische Luft. Gar nicht mal schlecht - von wegen 37°C! Es ist herrlich warm, genau richtig zum Radeln. Dass dieser erste Eindruck trügerisch war, wird sich schon bald zeigen! Doch zunächst heißt die Devise: Abmetern! Das Tal des Guadalquivir ist hier wirklich nicht sehr attraktiv. Intensive Landwirtschaft, Autobahn, Gewerbegebiete und recht viel Verkehr sind nicht gerade des Radler's Traum. In Cantillana erreiche ich schließlich zwei Stunden später den Fuß der Sierra Morena. So angenehme Temperaturen wie noch zu Beginn der Tour herrschen hier allerdings nun nicht mehr. Es ist mittlerweile Mittag geworden, und die Hitze hat mächtig zugelegt. Zu meiner Überraschung beginnt in Spanien bereits jetzt der ultraheiße Jahrhundertsommer früher als sonst üblich. Na, das kann ja heiter werden! Ich versorge mich in Cantillana mit Wasser und etwas Proviant, dann geht's ab in die Berge. Die Strasse ist zum Glück nur wenig befahren, die Landschaft wird immer interessanter. Leider musste auch diese Strasse, wie so viele in Spanien, einen schicksalhaften Ausbau mit EU-Finanzierung über sich ergehen lassen. Das heißt, es herrscht ein einheitliches Regelprofil mit einer Breite, die autobahnähnliches Fahren zulässt. Das bedeutet wiederum, dass tiefe Einschnitte Hügel zerteilen, die "im Wege" stehen und dass Täler mittels hoher Dammschüttungen gequert werden. Beides sieht ziemlich grauselig aus, die Wunden in der Landschaft sind weithin sichtbar. Das ist der Tribut an die automobile Gesellschaft. Die stillgelegte alte kurvenreiche Strasse ist noch in Relikten erkennbar und wäre zum Radeln ungleich schöner gewesen. Der Schweiß rinnt an den Steigungen in Strömen, und ich kann kaum so schnell trinken, wie ich die Flüssigkeit wieder ausschwitze. Die angekündigten 37°C des Wetterberichtes waren also doch kein Gerücht! In El Pedroso mache ich schließlich das, was alle Spanier um diese Zeit machen: Siesta! Ich suche mir einen raren Schattenplatz und warte, bis die gandenlose Hitze etwas nachlässt. Um halb sechs wage ich mich weiter, obwohl die Sonne immer noch mächtig vom Himmel brettert. Ich passiere Cazalla und fahre auf einer rumpeligen Nebenstrecke ins Tal hinab zur Bahnlinie. Dort liegt in der Nähe der Bahnstation ein netter Campingplatz, auf dem ich mein Nachtlager aufschlage. Ziemlich übermüdet und auch etwas geschlaucht koche ich ein leckeres Essen und schlafe dann den Schlaf der Gerechten. |