Extremadura und Portugal

Korkeichen, Hitze und einsame Straßen

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10. Etappe (Mittwoch 18.06.2003):
Hervas - Baņos de Montemayor - Puerto de Bejar - Lagunilla - Sotoserrano - Vegas de Coria - Pinofranqueado
(Distanz 90 km, Fahrzeit 6 Stunden)

10. Etappe: Hervas - Pinofranqueado

Entweder war der Wein gestern Abend schlecht, oder die schwüle Hitze der Nacht hat ihre Spuren hinterlassen. Etwas gerädert wache ich früh auf. Heute steht mit Las Hurdes die hinterletzte Ecke der Extremadura auf dem Tourprogramm. Von Hervas geht es über Baņos konstant leicht aufwärts zur Puerto de Bejar, der Passhöhe hinüber nach Kastillien. Es bläst mir ein herrlich frischer Wind aus den Bergen entgegen, den ich nach den vergangenen heißen Tagen gerne in Kauf nehme. Zum Glück braust der Schwerlastverkehr über die neu gebaute Schnellstrasse, während ich auf der alten Passstrasse meine Ruhe habe.

Die Passhöhe liegt bereits in Kastilien, dort verlasse ich die Hauptstrecke und biege ab auf eine traumhafte und waldreiche Bergstrecke Richtung Lagunilla. Die Strasse führt in einer Höhe um die 1000 m, die Aussicht ins grüne Kastilien ist ebenso erregend wie die angenehm frische Luft. Dieser Landstrich ist völlig einsam, zum Radeln wie geschaffen!

Ab Lagunilla geht es lang und anhaltend abwärts. Die Strasse führt durch eine einsame Landschaft, die von Macchia und Olivenplantagen geprägt wird. Natürlich wird es unten im Tal wieder ordentlich heiß. An der Brücke fließen die beiden Flüsse Rio Alagon und Rio Cuerpo zusammen. Hier sind die Flüsse sauber und nicht aufstaut, die Ufer sind nicht begradigt. Bewaldete Berge säumen das Flusstal. In Sotoserrano kaufe ich Proviant ein und mache meine ausgedehnte Siesta.

Am Rio Alagón in Las Hurdes

Im weiteren Verlauf des Flusses Aragon ist die Strasse leider wieder autobahnähnlich ausgebaut, aber zum Glück gibt's so gut wie keinen Verkehr. Es ist schon bedenklich zu sehen, wo hier die EU-Millionen nutzlos vergraben sind. Aber vielleicht wird diese Infrastrukturverbesserungsmaßnahme irgendwann mal in ferner Zukunft dazu beitragen, das Bruttosozialprodukt dieser gottverlassenen Gegend signifikant zu steigern.

Dieser Landstrich ist als Naturpark besonders geschützt. Die Hitze brazzelt, und der Streckenverlauf gleicht einer Achterbahn. Es geht beständig rauf und wieder runter, kurze knackige Abfahrten wechseln sich in schöner Gleichmäßigkeit mit zähen Anstiegen ab. Aufmunternd lachen mich die reifen Kirschen vom Wegesrand an, denen ich natürlich nicht lange widerstehen kann. Die komplizierte Topographie macht die Erschließung dieses Teiles der Extremadura in der Tat nicht gerade leicht.

Am späten Nachmittag erreiche ich Pinofranqueado, auf dem gut gepflegten Campingplatz bin ich der einzige Gast. Mitten durch den Ort fließt der Fluss Rio de los Ángeles. Der flache und klare Bergbach ist eine einzige große Badeanstalt. Zahlreiche Bewohner des Dorfes lagern am Ufer oder vergnügen sich in den Fluten. Die Hitze steht bis spät in die Nacht an diesem friedlichen Flecken.


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