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Extremadura und Portugal
Korkeichen, Hitze und einsame Straßen zurück zum Ruhetag
14. Etappe (Montag 23.06.2003):
Heute steht "Lustradeln" auf dem Programm: ohne Gepäck auf kleiner Runde ein paar Höhepunkte in wunderschöner Mittelgebirgslandschaft besuchen. Das Wetter könnte besser nicht sein, es ist schön warm, ein leichter Wind verhindert Schweißausbrüche. Die Tour führt mich nahe der höchsten Erhebung der Serra, dem Pico São Mamede (1025 m), vorbei. Die Zufahrt zum Gipfel erfolgt leider genau von der anderen Seite des Berges, so dass ich auf diesen Abstecher heute verzichte. Stattdessen erfreue ich mich an der kurven- und höhenreichen Strasse mit wenig Verkehr und reichlich Schatten. Der markante Berg, auf dessen Gipfel spektakulär das Dorf Marvão thront, rückt zunehmend in Greifweite. Die Strasse, die von Norden zum Dorf hinauf führt, ist mit dem Rad gut zu befahren. Die Steigung hält sich ebenso in Grenzen wie der Verkehr an diesem Tage. Dieser Tag ist wie aus dem Bilderbuch: knalleblauer Himmel, Superfernsicht, herrliches Klima und ein wunderschönes weißes Dorf erwarten mich auf dem Gipfel. Hier scheint einiges an Denkmalpflegemitteln hinein geflossen zu sein, die Bausubstanz und die Infrastruktur sind perfekt restauriert. Die gute Lage hoch oben auf dem Berg haben die Vorfahren natürlich nicht ohne strategische Überlegungen gewählt! Mindestens ebenso groß wie das eigentliche Dorf ist die weitläufige Befestigungsanlage der Burg. An den hohen Mauern dürfte sich so mancher Eindringling aus dem nahen Spanien die Zähne ausgebissen haben. Die Aussicht ist phänomenal, der 360° Rundumblick reicht von Spanien über die waldreiche Serra da São Mamede bis weit in die Ebenen des Alentejo hinein. Nicht nur die Aussicht ist überwältigend, auch mein Hunger wird es zunehmend. In Marvão kein Problem, die örtliche Gastronomie ist auf Besucher eingestellt. Ich gönne mir auf der Aussichtsterrasse eines kleinen Restaurants ein üppiges Mahl, wohl wissend, dass die nächste Etappe meiner kleinen Radtour zunächst mal eine ganze Weile bergab führen wird! Die anschließende Schussfahrt mit vollem Bauch hinab nach Portagem ist leider schneller vorbei als erwartet. Von Portagem führt die wenig befahrene Strasse durch eine eindrucksvolle Allee und Wald bis Castelo da Vide. Die Stadt hat einen anderen Charakter als Marvao, sie ist größer, lebhafter und hat wirkt durch die großen Plätze "städtischer". Die Lage ist auch beeindruckend. Am Ende des Bergspornes der Serra thront Castelo da Vide über den Ebenen des Alentejo. Da ich noch ein ganzes Stück zu radeln habe, halte ich mich nicht lange auf. Die Nebenstrasse führt steil und heiß hinauf, überquert den niedrigen Felskamm und verläuft dann hoch auf der Südseite des Bergkammes aussichtsreich nach Carreiras. Da ich keine Lust habe erst steil hinab nach Portalegre zu fahren nur um anschließend den langen steilen Berg zum Campingplatz wieder hinauf zu radeln, suche ich eine alternative Piste. Auf Umwegen gelingt mir das schließlich auch, gerate dabei aber wieder recht weit in Richtung Revelades. Am Abend schwatze ich eine Weile mit dem Chef des Campingplatzes. Er besitzt im Alentejo ein Weinberg und gibt mir eine wohlschmeckende Kostprobe seines Rebensaftes mit auf den Weg. |